Januar 2018
Meinungsbildung
Von Heike Liesaus, LVZ 20. Dezember 2017.
Eilenburgs umstrittene Handelsstandorte
Schondorfer Mark kontra ECW-Gelände: Seit Monaten wird gerungen, ob es sinnvoll ist, einen neuen Edeka-Markt im Stadtzentrum zu etablieren oder doch lieber den ehemaligen Marktkauf-Standort zu stärken. Die LVZ gibt einen Überblick zum aktuellen Stand.
Der Handel und wie er in der Zukunft in der Stadt Eilenburg aufgestellt sein wird – dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen. Die Stadtverwaltung favorisiert mit dem Edeka-Neubau in der Ziegelstraße eine zentrumsnahe Versorgung. Eine Bürgerinitiative und die Eigentümergesellschaft des ehemaligen Markkauf-Standortes halten das für falsch. Viele fragen sich: Wie geht es jetzt weiter? Die LVZ sucht nach Antworten.
Ausgangssituation: Das Jahr 2014 war folgenreich für den Handelsstandort Schondorfer Mark: Die Edeka-Unternehmensgruppe Nordbayern, Sachsen, Thüringen, zu der die 4000 Quadratmeter große Marktkauf-Niederlassung gehörte, kündigte den Mietvertrag zum 28. März 2015. Bereits im September 2014 wurde Marktkauf dicht gemacht. Heute gibt es nur noch den Toom-Baumarkt (gehört zur Rewe-Gruppe) und eine Filiale der Optiker-Kette Apollo. Die Marga-GmbH übernahm dann das Objekt von einem Immobilienunternehmen aus der Schweiz, inzwischen gehört es der Domicil Hausbau GmbH & Co. KG Mühlhausen.
Was will diese Eigentümergesellschaft? In erster Linie einen neuen Mieter für die verwaisten Marktkaufflächen finden. Denn großflächiger Handel im "Marktkauf-Format" ist dort nach wie vor erlaubt. Die Suche verlief aber bisher erfolglos. Zuletzt hatte es Investitionsabsichten von Rewe gegeben. Das Eigentümer-Unternehmen hatte einen Bauantrag für ein Rewe-Center und zwei Fachmärkte eingereicht, aber kurzerhand wieder zurückgezogen. "Ursache für unseren Teilleerstand und dafür, dass die Verhandlungen länger gedauert haben, liegt am Standort Ziegelstraße, der von der Stadt entwickelt wird. Das lässt bei potenziellen Mietern Vorsicht aufkommen", begründet Georg Sehling von Domicil Hausbau das bisherige Scheitern. Im Januar, so kündigte er an, wolle er weitere Informationen geben. "Es sieht gut aus."
Was will die Stadtverwaltung? Sie will den Bebauungsplan für das Gebiet Schondorfer Mark erneuern – das Verfahren läuft derzeit. Es sollen künftig vorrangig Gewerbeansiedlungen in der Schondorfer Mark möglich sein. Das Areal soll den Status eines Gewerbegebietes bekommen. Der Einzelhandel soll möglich, aber auf Nahversorgung und damit auf kleinerer Fläche beschränkt werden.
Warum verfolgt die Stadtverwaltung diese Pläne? Sie will den großflächigen Einzelhandel in Zentrumsnähe rücken – und zwar in die Ziegelstraße, auf ehemaliges ECW-Gelände. Ein Bauschild verkündet seit Kurzem die Errichtung eines Edeka-Marktes. Anfang 2016 setzte sich Edeka unter den Bewerbern mit dem Konzept für Lebensmittel-Vollsortimenter und einen Baumarkt mit Gartencenter durch. Kommt es dazu, würde auch der Toom-Markt am Standort Schondorfer Mark erhebliche Konkurrenz bekommen. Der Bebauungsplan ist noch nicht genehmigt. Eilenburgs Oberbürgermeister Ralf Scheler (parteilos) ist bezüglich der neuen Ansiedlung trotzdem guter Dinge: "Alle erforderlichen Vorarbeiten sind erledigt, der B-Plan wird 2018 aus unserer Sicht Rechtskraft erlangen. Ich erwarte keinen weiteren Verzug, Edeka steht in den Startlöchern." Der inhabergeführte Supermarkt will dann bevorzugt regionale Produkte aus einem 30 Kilometer großen Umkreis anbieten und Steuern vor Ort zahlen. Zum Konzept gehören breite Gänge und Frische-Theken.
Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Bürgerinitiative Pro Schondorfer Mark? Sie drängte auf ein Raumordnungsverfahren. Es soll herausfinden, ob die Stadt Eilenburg ihrer Aufgabe als Mittelzentrum gerecht wird, also unter anderem, ob die Pläne mit der Neuansiedlung des Edeka in der Ziegelstraße zu Eilenburg und in die Region passen. Ein Raumordnungsverfahren hat generell die Aufgabe, die Übereinstimmung eines konkreten Vorhabens mit den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung und der Landesplanung zu überprüfen. Es berücksichtigt dabei ökonomische, ökologische, kulturelle und auch soziale Aspekte, soll für den Investor Planungssicherheit und in der Öffentlichkeit Akzeptanz für das Vorhaben schaffen. Nun wurde ein Gutachten erstellt, um herauszufinden, ob das Raumordnungsverfahren, das mehr Zeit braucht, tatsächlich nötig ist. Die Landesdirektion prüft derzeit das Ergebnis.
Wie geht es jetzt im neuen Jahr weiter? "Auf Nachfrage bei der Landesbehörde wurde uns mitgeteilt, dass das Gutachten, zur nächsten Stadtratssitzung im Februar ausgewertet wird", so Carsten Ott von der Bürgerinitiative Pro Schondorfer Mark. Heiko Leihe, Pressesprecher der Stadt, geht wiederum nicht davon aus, dass ein Raumordnungsverfahren kommt, sondern dass für die Edeka-Ansiedlung "Mitte des Jahres Baurecht erteilt wird".