Archiv

2017-12 Will man der Stadt und den Stadträten Unvernunft unterstellen

Offener Brief einer Stadträtin zur LVZ vom 20.12.17 "Eilenburgs umstrittene Handelsstandorte"

Die Berichterstattung in der LVZ und das Interview mit Herrn Ott von der "Bürgerinitiative Pro Schondorfer Mark" empfinde ich sehr einseitig, teilweise unkorrekt und hinterlässt beim Leser kein komplexes, sachliches Bild. Als Stadträtin habe ich, wie die übergroße Mehrheit meiner Stadtratskollegen aus allen Fraktionen auch, einige Beschlüsse in der Sache mitgefasst. Die auf der Basis von Gutachten, Konzepten und Markterfordernissen wohlüberlegten Entscheidungen zugunsten des Standortes Ziegelstraße verfolgen seit Jahren konsequent das Ziel, die mit dem Wegbrechen von Marktkauf entstandene Einzelhandelslücke zu schließen. Dieses Ziel wurde erst nach Scheitern aller bis dahin erfolgten Versuche, die Schondorfer Mark wiederzubeleben, gesetzt. Die Stadt war damals gehalten, im Interesse der Bevölkerung die entstandene Lücke zu schließen und der Gefahr der drohenden Abwanderung auch des Baumarktes entgegenzuwirken. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der mittlerweile mehrfache Besitzerwechsel hat auch seine Gründe in der Erfolglosigkeit einer Wiederbelebung. Dass der aktuelle Eigentümer seine Erfolglosigkeit damit begründet, dass der Alternativstandort in der Ziegelstraße ausgewiesen wurde, ist einfach, aber mit Verweis auf die o.g. Historie nicht berechtigt. Letztlich hat er die Immobilie zu einem Zeitpunkt erworben, als der Standort Ziegelstraße längst beschlossen und öffentlich bekannt war. Der Artikel und das Interview enthalten Unrichtigkeiten. So handelt es sich beim Baufeld Ziegelstraße nicht um ein Überschwemmungsgebiet. Die Flächen sind genauso gut geschützt, wie die des gegenüberliegenden Gewerbegebietes oder des Stadtgebietes selbst. Auch ist nicht korrekt, dass ein künftiges Angebot von EDEKA dem des ehemaligen Marktkauf entspricht. EDEKA wird weder eine Elektroabteilung haben, noch das Sortiment von Bekleidung. Genau diese Dinge sollen dem Einzelhandel in der Stadt vorbehalten sein, was neben der Innenstadtlage auch ein wesentlicher Grund für die Ausweisung des neuen Standortes war. Welche Fördermittel die Bürgerinitiative meint, die für die Erschließung der Schondorfer Mark eingesetzt wurden und dann umsonst gewesen seien, sollten konkret benannt werden. Mir ist hierzu nichts bekannt.

Aus dem Artikel könnte man meinen, dass es eine Wahl zwischen Schondorfer Mark und Ziegelstraße gäbe. Wenn überhaupt besteht aktuell die Wahl zwischen EDEKA in der Ziegelstraße oder weiterem Leerstand in der Schondorfer Mark.

Die Auswirkungen weiterer Verzögerungen zugunsten überdurchschnittlicher Umsätze von REWE auf dem Berg als aktuell einzigem Vollsortimenter in Eilenburg, die andauernde Abwanderung von Kaufkraft und die derzeit längeren Wege für viele Einwohner dürften für jeden erkennbar sein. Ich verstehe den Wunsch von Herrn DU und seinen Nachbarn in der Sprotta-Siedlung und anderen Ortsteilen von Doberschütz, dass sie in ihrer Nähe eine Einkaufsmöglichkeit wünschen. Der Weg von dort zur Ziegelstraße ist dabei allemal kürzer als von den Eilenburger Ortsteilen und vom Berg zur Schondorfer Mark. Insbesondere für die Stadtbewohner besteht dann aber sogar die zeitgemäße Möglichkeit auch fußläufig oder per Fahrrad den Markt in der Ziegelstraße zu erreichen. Die Interessenlage geht auch aus der viel zitierten Unterschriftensammlung hervor, die nicht einmal die Hälfte an Unterschriften von Eilenburgern enthält.

Ich hoffe, dass meiner Meinung der gleiche Umfang hinsichtlich Veröffentlichung eingeräumt wird, wie Herrn Ott.

Ellen Häußler
Stadträtin Freies Bündnis